Gestaltwandel der Kirche?
Epochaler Gestaltwandel der Kirche? – Eine Vermutung mit Blick auf Deutschland[1]
Hintergrund
Im Sommer 2015 veröffentlichten die deutschen Bischöfe ihr Schreiben mit dem Titel „Gemeinsam Kirche sein“. In diesem als „Impulspapier“ (S. 7) gedachten Text ist u.a. die Rede von einem Perspektivwechsel, weg „von der Volkskirche zu einer Kirche des Volkes Gottes“ (S. 8). Die Berufung jedes Menschen zur Heiligkeit (S. 12-19) und die Entdeckung vielfältiger Charismen der Getauften (S. 19-28) bilden darin ebenso das Fundament wie die Betonung der Würde des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen, die nicht mehr zu steigern ist (S. 34-41).
Ebenfalls im vergangenen Jahr hatte ich beruflichen Kontakt mit einem evangelischen Pfarrer, der mir von einer Begegnung mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck berichtete, anlässlich eines Vortrags des Bischofs. Bei der anschließenden Aussprache, sagte der Pfarrer zu ihm (sinngemäß): „Herr Bischof: Das, was Sie uns da gerade als Pastoralplan für Ihr Bistum vorgestellt haben, ist seit 500 Jahren das Programm der Reformation: Konzentration auf das Wort Gottes und Verantwortlichkeit der Christen in den Gemeinden.“
In seinem ersten Fastenhirtenbrief (2015) als Erzbischof von Köln sieht Kardinal Rainer Maria Woelki die Kirche in einer Zeit des Übergangs, in der alte Selbstverständlichkeiten verlorengehen, und fordert die Gemeinden zu einem geistlichen Weg auf, der mit einer Konzentration auf das Wort Gottes in der Heiligen Schrift einhergeht.[2] In seinem zweiten Fastenhirtenbrief (2016) ermuntert der Kölner Erzbischof die Christen in den Gemeinden, gemeinsam Visionen zu entwickeln.[3]
Für das Gebiet des Erzbistums Köln ist festzustellen: Selbst die noch jungen Seelsorgebereiche (SSB) mit erst vor wenigen Jahren in oft sehr schmerzhaften und konfliktreichen Prozessen fusionierten, manchmal uralten Pfarreien (die sogar die Wirren der Reformation überstanden hatten) in mittelstädtischen Kommunen ebenso wie in ländlich geprägten Großgemeinden, können nicht mehr alle mit Leitenden Pfarrern besetzt werden. Es ist somit absehbar, dass die Zahl der SSB weniger, die durch Gemeindepriester und andere Seelsorger „zu versorgenden Flächen“ noch größer werden.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre stehe ich als Pfarrer vor der Situation, eine gut 50 Jahre alte Kirche (in baulich gutem Zustand) abreißen zu lassen und deren Ausstattung an eine Kirchengemeinde in Osteuropa zu verschenken, wo sie hoffentlich noch lange gebraucht wird.
Die These: Epochaler Gestaltwandel der Kirche
Mein Eindruck, den ich mit diesem Artikel zur Diskussion stelle, ist: Wir befinden uns – zumindest im deutschsprachigen Bereich - in der ersten Phase eines Gestaltwandels von Kirche, wie es ihn zuletzt mit dem Einsetzen der Reformation vor 500 Jahren gegeben hat.
Geschichtlicher Rückblick
Das Konzil von Trient (1545 – 1563), als Reaktion der Kirche auf die Herausforderung der (überwiegend) von Deutschland ausgegangenen Reformation, prägte mit seinen Dekreten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts die Gestalt der Kirche: Die Gleichberechtigung von Schrift und Tradition; Predigt (nur) durch die Kleriker; Bestätigung der Lehre von den sieben Sakramenten und Konzentration des kirchlichen Lebens auf diese und mit diesen; Priesterausbildung in (Bistums-) Seminaren; Liste verbotener Bücher (Index); Definition des Messopfers als Sühnopfer und Erlaubnis zur Feier der Privatmesse; Einführung des Missale Romanum als allein verbindliches Messbuch der Kirche.
Die andere Langzeitprägung der katholischen Kirche in Deutschland erfolgte nach den napoleonischen Kriegen im 19. Jahrhundert: Weitgehender Abschied von feudalen Strukturen in der Kirche aufgrund der Säkularisation, sprich: Enteignung kirchlicher Besitztümer. Bischofsämter werden nicht mehr ausschließlich von Angehörigen adeliger Familien besetzt, sondern erfolgen (je länger, je mehr) aus bürgerlichen und sogar ärmeren Schichten; die Kirche sucht und findet praktische Antworten auf die Herausforderung der sozialen Fragen angesichts der Industrialisierung: Entstehung zahlreicher mildtätiger wie missionarischer Ordensgemeinschaften sowie der organisierten Caritas; enger Schulterschluss von Klerikern und Laien durch die Gründung von Arbeiter- und Gesellenvereinen, christlichen Gewerkschaften, Bürger- und Akademikerverbänden; die Gründung einer eigenen starken politischen Partei (Zentrum) mit hohem Bindungspotential; die Differenzierung der Seelsorge in alle Bereiche sozialen („Anstaltsseelsorge“) und kirchlichen Lebens (Kirchenchöre, Frauengemeinschaften, Kinderkatechesen etc.); strenge Disziplin und Disziplinierung kirchlichen Lebens auf allen Ebenen.[4]
Diese Kirche war ungemein stark und schuf ein ihr eigenes Soziotop (Milieu), mit einem hohen Grad an Verbindlichkeit und Verlässlichkeit für alle „Mitglieder“. So konnte sie die materiellen Verluste aufgrund der Säkularisation ausgleichen und „sozialisieren“, in dem Sinne, dass kirchliche Gebäude und Einrichtungen nicht mehr als „Eigentum“ oder „Herrschaftssitz“ kirchlicher Amtsinhaber angesehen wurden, sondern ihre funktionale Bedeutung und ihre Aufgabe für das praktische Leben der Kirche in den Vordergrund traten. Besondere Stärke zeigte die katholische Kirche Deutschlands auch gegen staatliche Übergriffe, sei es während Bismarcks Kulturkampf (1870er Jahre) oder im Widerstand gegen den Nationalsozialismus (wenn auch – aus der Perspektive der Nachgeborenen betrachtet! – nicht im erforderlichen Maß und Umfang). Im Nachkriegsdeutschland prägte die katholische Kirche die alte Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre während der Kanzlerschaft Konrad Adenauers und über die nach dem Krieg aus dem Zentrum (und Bayerischer Volkspartei) entstandene (überkonfessionelle) CDU/CSU ganz erheblich, angefangen von ihren Vorstellungen von öffentlicher Moral bis zur sozialen Marktwirtschaft. Anders als im laizistischen Frankreich, das eine strikte Trennung von Staat und Kirche bis heute praktiziert, anders auch als in den USA, obgleich diese nach dem Krieg in Westdeutschland kulturprägend wurden, setzte sich hier das Modell der „Sozialpartnerschaft“ von Staat und Kirche durch, das sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hatte.
Präludium des Gestaltwandels: Das Vaticanum II
Die Gegner des II. Vatikanischen Konzils (1962-65) hatten (und haben) durchaus das richtige Gespür mit ihrer Befürchtung, dass mit dem Konzil die bisherige Gestalt der Kirche sich grundlegend und kaum noch revidierbar verändern würde, ihr über die Symbolik insbesondere der „tridentinischen Messe“ vermittelter „heiliger Charakter“, unwiederbringlich verschwände.[5] Das von Papst Johannes XXIII. und anderen Bischöfen proklamierte aggiornamento, also die göttliche Verpflichtung der Kirche zur Entfaltung ihrer Wirksamkeit in der jeweiligen Gegenwart ohne Auslieferung der Glaubensinhalte an den Zeitgeist, bestimmt seitdem im wesentlichen die innerkirchlichen Auseinandersetzungen zwischen „Liberalen“ und „Konservativen“. Die seit dem Ende der 60er Jahre zusätzlich auftretende „Fundamentalismus“-Problematik, die in allen großen Religionen festzustellen ist, hat auch vor der katholischen Kirche nicht halt gemacht und verschärft die innere Auseinandersetzung.
Neben der vom II. Vaticanum beschlossenen Liturgiereform[6] mit der Einführung der Volkssprache (SC 10) und dem Wunsch nach aktiver Einbindung des Volkes Gottes in die Liturgie („participatio actuosa“, SC 26f.) und Übernahme gottesdienstlicher Verantwortung durch Nichtpriester außerhalb der Heiligen Messen (SC 35), betonte das Konzil das durch die Taufe konstituierte „allgemeine Priestertum der Gläubigen“[7] (LG 10); außerdem die positive Sicht auf demokratische Regierungsformen und Teilhabe der Bürger in der politischen Welt[8] (GS 73-76), die Gewissensfreiheit (GS 21,46) und den respektvollen Umgang mit den getrennten Christen[9] und den nichtchristlichen Religionen[10]. Eine von vielen Folgen des II. Vaticanums war in Deutschland die Einrichtung von (demokratisch gewählten) Pfarrgemeinderäten und damit ein sehr ausdifferenzierter Organisationsgrad im katholischen Milieu.
In diesem Rahmen lässt sich nicht entscheiden, ob das II. Vaticanum die (hauptsächliche) Ursache für den gegenwärtigen Gestaltwandel der Kirche darstellt, wie von konservativen Kritikern betont, weil es den Zusammenbruch der altehrwürdigen Ordnung der Kirche befördert habe, gewissermaßen als „Französische Revolution“ innerhalb der katholischen Kirche. Oder, ob das Konzil – bei allen zeitbedingten Einschränkungen - nicht doch, wie von seinen Verteidigern egal welcher Couleur betont, vor allem eine notwendige Antwort auf die drängenden innerkirchlichen wie außerkirchlichen Herausforderungen an die Kirche darstellte, die einer zeitgemäßen Weiterentwicklung (eben aggiornamento) auch in unseren Tagen bedürfen. Ich tendiere dazu, der zweiten Sichtweise den Vorzug zu geben, und zwar aus folgendem Grund:
Der prophetische Charakter des II. Vaticanums
War das Konzil von Trient eine mit dem Abstand von dreißig Jahren (wahrscheinlich zu) späte Reaktion auf die Herausforderungen der Reformation, so hat das II. Vatikanische Konzil bis heute einen „prophetischen Überschuss“ bewahrt, insofern es für viele (oben genannte) Lebensbereiche des christlichen Glaubens eine für Weiterentwicklung offene Grundlage darstellt und in seinen Beschlüssen gerade nicht dazu tendierte, Glaubens- und Lebensfragen der Kirche abschließend zu behandeln. Gewiss gibt es nicht auf alle Herausforderungen der Gegenwart eindeutige Antworten in den Konzilsdokumenten; so fehlt bspw. die erst einige Jahre später ins Bewusstsein gelangte Umweltthematik unter dem Stichwort „Bewahrung der Schöpfung“. Darum ist immer wieder zu fragen, welche Hinweise der „Geist des Konzils“ für die gegenwärtigen Herausforderungen geben mag. Dass diese nicht immer eindeutig sein mögen, liegt „in der Natur der Sache“, regt somit zu „geisterfülltem“, auch kontroversem Austausch an. Insofern der Traditionalismus der Konzilskritiker (nicht ausschließlich verkörpert durch die 1988 exkommunizierte Priesterbruderschaft St. Pius X. um Erzbischof Lefebvre) die katholische Variante des seit dem Ende der 60er Jahre sich global ausbreitenden religiös-politischen Fundamentalismus und der damit verbundenen Gefahren darstellt[11], möchte ich behaupten, dass die Mehrheit der Konzilsväter mit den Beschlüssen des II. Vaticanums sogar eine prophetische Maßgabe zur Überwindung katholischen Fundamentalismus‘ gelegt haben, was spätere Kirchenhistoriker vielleicht ebenso einmal feststellen werden.
Gestaltwandel der Kirche in der Gegenwart
Auch wenn sich der Abschied von der „Volkskirche“ nur langsam vollzieht, er ist da und er wird sich in den kommenden Jahren, wenn die Generation der jetzt um die 80-jährigen, die die letzte starke Generation des Milieukatholizismus repräsentiert, „abtritt“, nochmal verstärken; so mein Eindruck. Diesem Befund widerspricht nicht, dass es auch weiterhin quicklebendige Relikte der alten „Volkskirche“ geben wird, dort, wo es Jugendverbände, Frauengemeinschaften, Kirchenchöre und Kolpingvereine schaffen, sich zu erneuern und innerlich wie äußerlich „jung“ zu bleiben.
Dieser Befund gilt ähnlich auch für den sakramentalen Bereich kirchlichen Lebens, wie er sich seit dem Tridentinum ausgeprägt hatte und praktiziert wurde: Es gibt zwar keinen Verlust an Sakramentalität der Kirche[12] (den kann es – theologisch betrachtet – nicht geben), wohl aber einen spürbaren Rückgang an Sakramentenfeiern (traditionell auch „Sakramentenspendung“ genannt): Zuerst der Niedergang der Priesterweihezahlen etwa ab Beginn der 70er Jahre mit einem kurzfristigen „Ausschlag“ nach oben in den 80er Jahren; ferner das (weitgehende) Entschwinden des Bußsakraments und der Krankensalbung aus der Praxis der Gläubigen[13]. Nunmehr geht – aufgrund des Priestermangels – auch die Feier der Eucharistie als der zentralen Feier der Kirche von Tod und Auferstehung Jesu in der Breite der bisherigen Ortsgemeinden „verloren“ und wird teilweise durch „Wort Gottes-Feiern“ (ohne Kommunionspendung) vor Ort ersetzt. Auf der anderen Seite werden Taufe und Firmung, Erstkommunion und Trauung weniger als Ereignisse von ekklesiologischer Bedeutung, sondern gerne als familiäre „Events“ gefeiert und unterliegen damit der Gefahr der Oberflächlichkeit[14] und/oder des (unausrottbaren) „Traditionalismus“, etwa dort, wo die äußere Feier der Erstkommunion im Mittelpunkt steht und der Kirchenschmuck den Charakter einer „Kinderhochzeit“ annimmt. Mit dem quantitativen Verlust von Sakramentenfeiern in unseren Gemeinden geht die m.E. reelle Gefahr einher, dass das „qualitative“ Bewusstsein von Sakramentalität der Kirche ebenso verloren gehen und eine gefährliche Haltung der Gleichgültigkeit bei den Menschen – Gläubigen wie Ungläubigen, Engagierten wie Distanzierten – eintreten kann, selbst wenn es in diesem Bereich ebenso wie im sozialen Leben der Kirche auch gegenläufige Erfahrungen geben wird (und bereits gibt).
Was jetzt tun?
Da wir heutzutage mehr noch als früher in der Lage sind, wahrscheinliche soziale und religionssoziologische Entwicklungen in der Gesellschaft und damit der Kirche zu prognostizieren, darf niemand, der Verantwortung innerhalb der Kirche trägt, vor den Ergebnissen solcher Prognosen die Augen verschließen. Damit bleibt – neben der notwendigen Entwicklung neuer Alltagsstrukturen im Leben der Gemeinden – die Frage offen, was jetzt zu tun ist.
Ich möchte zwei Handlungsfelder aufzeigen, die m.E. für die Bereitung einer Zukunft, die wir nur bedingt vorhersagen können, von Bedeutung sind:
Realitätssinn und Trauerarbeit
Die gegenwärtige Situation der katholischen Kirche in Deutschland verlangt unbedingten Realitätssinn, und zwar bei allen Gliedern der Kirche. Dabei darf es keine Denkverbote bei der Beschreibung der Gegenwart und der voraussichtlichen Zukunft geben. Eine Hilfe, diesen Realitätssinn zu schulen, wird eine gute persönliche wie gemeinsame Trauerarbeit aller Engagierten sein.[15]
Eine wichtige Aufgabe der in der Pastoral Tätigen wird sein, diesen Weg mit den Gläubigen gemeinsam zu gehen. Dabei ist mit Ungleichzeitigkeiten und unterschiedlichen (Selbst-) Wahrnehmungen zu rechnen. Wir dürfen den Verlust dessen, was wir (ich zähle mich ausdrücklich dazu!) als Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland erlebt haben, in der wir sozialisiert wurden und was wir (bei allem mitunter Schwierigem und Furchtbarem!) als wertvoll und Heimat vermittelnd erlebt haben, betrauern. Aus einer guten Trauerarbeit, die nicht einfach übergangen werden darf, wird dann auch die Kraft zu Neuanfängen und Aufbrüchen erwachsen.
Abschied vom Klerikalismus
„Il carnevale è finito“ – „Der Karneval ist vorbei“. So soll vor drei Jahren der frisch gewählte Papst Franziskus am Abend des Konklaves zum päpstlichen Kammerdiener gesagt haben. Klerikalismus ist eine ganz üble (hoffentlich nicht übliche) Erscheinung im Klerus, die in der Regel mit den Un-Tugenden (eigentlich: Todsünden) der Überheblichkeit (superbia) und/oder der Trägheit (acedia) einhergeht. Dabei gibt es nicht nur den Klerikalismus der Kleriker, sondern auch der Gläubigen, sogar von Fernstehenden und Distanzierten, im Sinne schädlicher Bilder und falscher Erwartungshaltungen, offensiven Besitzansprüchen und defensiver Besitzstandswahrung. Der notwendige Abschied von der Kleruszentriertheit bedeutet den Abschied vom „betreuten Christsein“ und ist somit ein weiteres Feld für die kirchliche Trauerarbeit, aber auch für die Einübung neuer Formen der Kooperation von Klerikern und Laien.
Es bleibt zu hoffen, dass es zusammen mit der „Entklerisierung“ der Kirche, also dem zahlenmäßigen Rückgang der Geweihten, auch zu einer „Entklerikalisierung“ kommen wird, die den Dienst an den Menschen in den Vordergrund rückt, den „Dienstleister“ „entmächtigt“ und so zur Nachfolge Christi befähigt und ausrüstet. Der Blick auf den Gekreuzigten, der sich den Menschen ohnmächtig auslieferte (die eigentliche traditio Christi[16], die kirchliche Tradition erst begründet), wird Kirche wie Klerus die zum positiven Gestaltwandel nötige „Energie“ liefern und gewiss kein falscher Weg in die Zukunft sein. Äußeres Zeichen für die „Entklerikalisierung“ der Kirche kann dabei die Wiedergewinnung von größtmöglicher Schlichtheit in der Liturgie sein, so wie bereits vom II. Vaticanum (SC 34)[17] gefordert.
[1] Dieser Text entstand in der österlichen Bußzeit 2016.[2] Rainer Maria Kardinal Woelki, Fastenhirtenbrief 2015, „Du sollst ein Segen sein“, S. 2f.[3] Rainer Maria Kardinal Woelki, Fastenhirtenbrief 2016, „Mitten unter euch“, S. 9f.[4] Eine in meiner Gemeinde engagierte Frau sagte mir, dass es in ihrer Eifeler Heimat ganz selbstverständlich war, dass der Pfarrer den Leuten sagte, was richtig und was falsch war. [5] Bekannte Streitschriften zu dem Thema sind: Alfred Lorenzer, Das Konzil der Buchhalter. Die Zerstörung der Sinnlichkeit. Eine Religionskritik. Frankfurt/M. 1981. Martin Mosebach, Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind. Wien 2003, 3. erw. Aufl. [6] Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ (SC).[7] Dogmatische Konstitution „Lumen Gentium“ (LG).[8] Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ (GS).[9] Ökumenismusdekret „Unitatis Redintegratio“ (UR).[10] Erklärung „Nostra Aetate“ (NA).[11] Die faktische Weigerung der Traditionalisten, die zur Versöhnung ausgestreckte Hand von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2009, anzunehmen und sich im kirchlichen Leben einzuordnen, ist ein Kennzeichen von Fundamentalismus, der Aufeinander-zu-Gehen immer nur von der „anderen Seite“ erwartet.[12] Das II. Vaticanum entfaltet die Lehre von der Kirche als „Grundsakrament“, während Christus selbst gewissermaßen das „Ursakrament“ ist, aus dem die Sakramente der Kirche „entspringen“: „Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ (LG 1)[13] Die gemeinsame Feier der Krankensalbung erfreut sich nach meiner Erfahrung größerer Beliebtheit als das Sakrament der Versöhnung.[14] So die Kritik von Pfarrer Thomas Frings, z.B. gegenüber domradio, 20.02.2016, der mit diesem Befund seinen Rückzug aus dem Gemeindedienst in ein niederländisches Kloster ankündigte.[15] Auch hierbei sind die fünf Phasen des Erkennens „Ich werde bald sterben“ nach Elisabeth Kübler-Ross hilfreich, und ich meine, jeder, der diese Kirche liebt, kann sie bei sich wiederfinden:1. Nicht wahr haben wollen.2. Ärger und Zorn.3. Verhandeln.4. Depression.5. Akzeptanz.[16] Vgl. Gregor Maria Hoff, Ekklesiologie. Paderborn 2011, S. 113.[17] „Die Riten mögen den Glanz edler Einfachheit an sich tragen und knapp, durchschaubar und frei von unnötigen Wiederholungen sein. Sie seien der Fassungskraft der Gläubigen angepasst und sollen im allgemeinen nicht vieler Erklärungen bedürfen“ (SC34).